F2-Tornado in Neuhütten (Bayern)

am 3. Januar 2018


Ereignis- und Umgebungseigenschaften:

 

Datum: 03.01.2018

Zeitpunkt: gg. 7:45 MEZ (0645 UTC)

Ort: östl. v. Neuhütten (Unterfranken)

Landkreis: Main-Spessart

Bundesland: Bayern

 

Tornado-Intensität: F2 / F2 T4 [~180 km/h - ~220 km/h]

Tornadoart: mesozyklonal / mulit-vortex

Zugbahn (Länge): 4.2 km

Zugbahn (Breite): 300 m (max.)

Zugbahnverlauf: SW-NO

Koordinatenpunkt: 50.00N 9.461E

Gemittelte Geländehöhe: 420 m üNN

Geländehöhenunterschied: 160 m

Betroffene Bereiche: Waldareale

 

Übergeordnete Situation: Orkan Burglind

Entstehung: südwestl. Flanke einer Gewitterzelle entlang einer Gewitterlinie (Kaltfront)


Karte:

Karte: OpenStreetMap / Lizenz: ODbL. Kartierung: Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland, basierend auf Erkundung v. L.Bock (DWD).


Beschreibung der Schäden und der Zugbahn:

 

Auf der Grundlage einer Vororterkundung durch Lothar Bock (DWD) konnte die Schadensspur des Tornados kartiert werden. Demnach fanden sich die ersten Schadensstellen im Waldbereich ostsüdöstlich von Neuhütten in Unterfranken entlang des Waldweges namens Rennpfad. Von hier aus zog sich die Schadensschneise in Richtung NO, den Äußeren Bach und die Straße [MSP21] kreuzend, weiter den Salzweg und nordwestlich bzw. nördlich am Sturmkopf (543m üNN) vorbei in Richtung Hirschruhhain verlaufend. Über dem südlichen Bereich des Hirschruhhains knickte der Schadensbereich leicht in Richtung ONO ab, verlief weiter über die Senke des oberen Reichengrunds und hin zum Wandweg Domstraße. Von hier aus verlor sich der Pfad in Richtung Krommentalerstraße in der Gegend der Steckenlaubshöhe (542m üNN).

 

Entlang der gesamten Pfadstrecke von 4,2 Kilometern Länge traf das Ereignis ausschließlich Waldareale, wobei die Forstbestände vorwiegend Buchenwald und in kleineren Arealen Mischwald aufwiesen. Ein konvergentes Fall- bzw. Wurfmuster (in Teilen bis 150° zum Richtungsverlauf) konnte innerhalb der Schneise mehrfach nachgewiesen werden. Eine Tendenz zur linksseitigen Verfrachtung und / oder Fallrichtungen waren ebenfalls präsent. Der betroffene Buchenbestand konnte als stabil sowie gesund beurteilt werden und in der Kombination mit Winterkahlheit, dahingehend auch eine weitaus geringere Windanfälligkeit als in belaubten Vegetationsphasen des Jahres, und in Bezug auf die weitgehend komplette Zerstörung der betroffenen Bereiche in der maximalen Schadensausprägung, konnte eine maximale Intensität von T4 (F2) [ca. ~180 km/h bis ~220 km/h] beurteilt werden. Die maximale Breite des Schadenspfades betrug 300 Meter.

 

Radarbilder [LLR] zeigen, dass der Tornado am südwestlichen Rand einer Gewitterzelle innerhalb einer großen Gewitterline während des Sturmtiefs Burglind entstand. Das Doppler Velocity 2KM zeigt keine deutlich verwertbaren Signale.

Copyright/Urheber aller Fotos: Lothar Bock (DWD).


Radarbilder:

IRAS_ExplorerII: Low Level Reflectivity. Mit freundlicher Genehmigung von Skywarn Deutschland e.V.


Medienquellen:

  • "Burglind hinterlässt Schneise der Verwüstung im Spessart", Mainpost, 17.01.2018

Weiterführende Informationen:

 



 

Die Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland bedankt sich bei Lothar Bock für die lokale Erkundung und freundliche Genehmigung zur Verwendung von Fotomaterialien.

 


 

© Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland e. V.