F1-Tornado in Morungen (Sachsen-Anhalt)

am 18. August 2017


Ereignis- und Umgebungseigenschaften:

 

Datum: 18.08.2017

Zeitpunkt: gg. 18:07 MEZ (1607 UTC)

Ort: Morungen (südwestl. Ortsbereich) und ONO bis zum Kunstteich

Landkreis: Mansfeld-Südharz

Bundesland: Sachsen-Anhalt

 

Ereigniseigenschaften:

 

Tornado-Intensität: F1 / F1 T3 [ca. ~150 km/h - ca. 180 km/h]

Tornadoart:

Zugbahn (Länge): 2.2 km

Zugbahn (Breite): 100 m

Zugbahnverlauf: WSW-ONO

Koordinatenpunkt: 51.516N 11.232E

Gemittelte Geländehöhe: 325 m üNN

Geländehöhenunterschied: 70 m

Betroffene Bereiche: Gebäude/Bauwerke, Vegetation, Fahrzeuge

 

Übergeordnete Situation

Entstehung: süd-südwestl. Flanke einer Gewitterzelle


Karten:

Karten: OpenStreetMap / Lizenz: ODbL. Kartierung: Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland.


Beschreibung der Zugbahn und der Schäden:

 

Kurz nach 18 Uhr Ortszeit wurde im Bereich nord-nordwestlich von Sangerhausen ein Tornado beobachtet. Fotos und Videos des Ereignisses können hier abgerufen werden. Zeitnah berichtete die Mitteldeutsche Zeitung und der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) von einer Windhose, die über Teile von Morungen zog. Hier wurden auch weitere Ortschaften im Landkreis Mansfeld-Südharz genannt, wobei aber ein direkter Zusammenhang zum Ereignis in Morungen nicht nachgewiesen werden konnte.

 

Die ersten Schadensbereiche wurden am bewaldeten Berghang direkt südlich von Morungen festgestellt. Hier wurden Bäume (überwiegend Laubbaumbestand) entwurzelt oder gebrochen. Am Südrand des Schadensbereichs wiesen einzelne Bäume Fallrichtungen in Richtung der Zugbahn auf (Richtung NO). Drei Bäume direkt am Waldrand zeigten Falltendenzen in Richtung Nord und Nord-Nordwest. Das sich anschließende Areal des Ortes bestand aus drei Garagenkomplexen, einem Wirtschaftshaus und dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Morungen. Von den insgesamt 24 einzelnen Garageneinheiten zeigten 16 teils starke Beschädigungen der Dachkonstruktionen. Die betroffenen Dächer (aus Metall- oder Wellethernitplatten) wurden entweder teilweise von den Dächern abgebrochen [F0T1-F1T2], von den Dächern komplett abgehoben [F1T2] oder auch mitsamt der Holzverbundkonstruktion des Daches fortgerissen [F1T3]. Bei vier Garagenheinheiten, verbunden zu zwei Doppelgaragen, wurde die Komplettzerstörung der Dächer festgestellt [F1T3]. Dieser Bereich war auf den mittleren Garagenkomplex beschränkt. Die Verfrachtungen der Metalldachteilen konnte in Richtung NNO, sowie in einem Fall in Richtung WNW, festgestellt werden. Direkt nördlich des östlichsten Garagenbaus wurde bei einem Jungbaum (Laubbaum) durch die Windeinwirkung die Baumkrone abgebrochen [F1]. Jungbäume sind weitaus weniger windanfällig als Bäume späteren Lebensalters. Östlich hiervon, an der gegenüberliegenden Wegseite, wurde ein Laubbaum entwurzelt und für eine Distanz von ca. 10 m in Richtung WNW komplett verfrachtet oder durch Sogwirkung gezogen [F1]. Das im Verlauf nördlich der Garagen anschließende Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Morungen zeigte Beschädigungen an der Südseite des Daches (mit Abriss der Dämmung) [F1T3] sowie in kleinerem Ausmaß an der Nordseite des befindlichen Nebengebäudes [F0T1]. Soweit bekannt wurden in Morungen drei Fahrzeuge durch umherfliegende Trümmerteile oder umstürzende Bäume stark beschädigt. Im weiteren Verlauf der Zugbahn traf der Tornado ein ausgedehntes Waldgebiet. Hier gab es in den Laubwaldbeständen immer wieder fortlaufende Beschädigungen (Stammbrüche und Entwurzelungen) an Buchen. Der Schadensbereich zog sich bis an den Kunstteich, von wo aus der Tornado ebenfalls wahrgenommen wurde.

 

Des Weiteren wurden aus dem ost-nordöstlich gelegenen Dorf Grillenberg Schäden an Bäumen und Gegenständen gemeldet. Der betroffene Bereich im Norden des Ortes würde theoretisch in einer indirekten Fluchtlinie des Tornados von Morungen liegen. Da aus dem dazwischen liegenden Waldbereich sowie von den Grillenberger Siedlungsbereichen Trift und Zimmertal (ca. 3,7 km Distanz bis zum Kunstteich) keine Schadensmeldungen vorliegen, kann nach gegenwärtigem Stand der Auswertungen kein Zusammenhang zum Tornado in Morungen hergestellt werden.

 

In sozialen Netzwerken wurde dieser Tornado auch als F2T4 dargestellt. Alle auffindbaren Schäden zeigten Intensitäten zwischen F0T1 und F1T3. Ein Einstufung in F2T4 ist somit auf Basis schadensanalytischem wissenschaftlichen Arbeitens weder gerechtfertigt, noch vertretbar.


Radar:

IRAS_BasicCII: Low Level Reflectivity. Neuhaus 1605UTC. Skywarn Deutschland e. V.


Weiterführende Informationen:


© Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland e. V.