F2-Tornado in Töppel (Sachsen-Anhalt)

am 22. Juni 2017


Ereignis- und Umgebungseigenschaften:

 

Datum: 22.06.2017

Zeitpunkt: gg. 14:49 MESZ (1249 UTC)

Ort: Töppel

Landkreis: Anhalt-Bitterfeld

Bundesland: Sachsen-Anhalt

 

Ereigniseigenschaften:

 

Tornado-Intensität: F2 / F2 T4 [~180 km/h - ~220 km/h]

Tornadoart: mesozyklonal

Zugbahn (Länge): --

Zugbahn (Breite): 40 m (max.)

Zugbahnverlauf: NW-SO

Koordinatenpunkt: 51.986N 12.028E

Gemittelte Geländehöhe: 72 m üNN

Geländehöhenunterschied: <10 m

Betroffene Bereiche: Gebäude, Bäume

 

Übergeordnete Situation: --

Entstehung: südliche bis südwestliche Flanke eines MCS


Karte:

Karte: OpenStreetMap / Lizenz: ODbL. Kartierung: Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland.


Beschreibung der Zugbahn und der Schäden:

 

Die Schäden in Töppel, 5 km NW von Zerbst in Anhalt, waren lokal begrenzt auf den westlichen Teil des Ortes am Ortseingang. Die Schadensspur war von Nordwest nach Südost ausgerichtet und es konnten an insgesamt 7 Gebäuden Schäden unterschiedlicher Ausprägungen festgestellt werden. Nördlich der Kreuzstraße waren drei Gebäude betroffen, bestehend aus zwei Wohnhäusern und einem Anbau/Garagenbau. Von letzterem wurde das Dach (bestehend aus Wellethernitplatten) mitsamt innerer Dachstruktur (größere Holzbalken/massive Struktur) komplett abgerissen. Bei leichterer Dachabdeckung (zB. Aluminium) kann so ein Schaden mit F1 bewertet werden, hier aber stellt das Gewicht der Ethernitplatten und das vorhandene Zerschlagen dieser in kleine Trümmerteile eine Besonderheit dar, die mit F2T4 bewertet werden kann. Zudem ist feststellbar gewesen, dass das Garagendach mit leichter Abflachung nach Süden hin kaum Windangriffsfläche geboten haben muss. Des Weiteren wurde festgestellt, dass das Garagentor ebenfalls durch Windeinwirkung aus den Angeln gerissen worden sein muss [F1]. Das Dach mitsamt verbauter Holzstruktur wurde in Richtung Osten gegen ein Wohnhaus geworfen. Durch die Kraft des Aufpralls kam es an diesem Gebäude zu strukturellen Schäden des Obergeschosses. Zurückführend auf das Einschlagen der Holzbohlen des Garagendaches, wurde das massive Mauerwerk im Obergeschoss des Wohnhauses auf größerer Fläche durchschlagen [F2]. Weitere Trümmerteile drangen als Projektile in die Fassade des Hauses ein, zudem wurde die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach beschädigt. Im oberen Bereich des Giebels steckte ein Dachziegel, welches als Trümmerteil von einem anderen Gebäudes herstammen muss, möglicherweise von den gegenüber liegenden Wohnhäusern, was nicht nur einer rückwärtigen Verfrachtung, sondern auch einer Winkelabweichung in der rückwärtigen Bewegung von mindestens 90° entsprechen würde. Weitere Schäden wurden an der Rückseite des Wohnhauses festgestellt. Das westlich der Garage befindliche Haus zeigte stärkere Fassadenschäden, welche durch Trümmerflug verursacht wurden [F1]. Aufgrund der Lage dieser Schäden muss hier ebenfalls von rückwärtiger Verfrachtung ausgegangen werden, da dieses Haus von dem Ereignis zuerst getroffen wurde und entsprechende Trümmerteile, die weggeschleudert hätten werden können, erst von nachfolgenden Gebäuden stammten. An der südlichen Seite der Kreuzstraße wurden drei Gebäude, darunter zwei Wohnhäuser, getroffen. Die festgestellten Schäden beliefen sich auf abgedeckte Dächer unterschiedlicher Größenordnung [F0T1-F1T3]. Des Weiteren wurde ein Nadelbaum entwurzelt (Fallrichtung: Süden). Auf einem weiteren Grundstück, bei welchem das Haupthaus nicht betroffen war, wurde die Scheune, welche sich weiter nach hinten versetzt auf dem Grundstück befindet, stark beschädigt. Das Dach, inklusive Solarverbauung auf der windabgewandten Südseite, wurde zu 50% fortgerissen [F1T3].

 

Aufgrund der sehr lokalen Zerstörungseinwirkung, der linksseitigen Verfrachtung eines schweren Daches mitsamt Holzkonstruktion, der rückwärtigen Trümmerwürfe sowie Schäden an windabgewandten Seiten von Häusern und Dächern, und des allgemein sehr eng begrenzten Schadensbereichs (Breite maximal 40 Meter) konnte ein Tornado bestätigt werden. Die Intensität des Tornados bezüglich des Garagenbaus und des stark beschädigten Wohnhauses können in ihrer maximalen Ausprägung als F2 begründet werden. Die Länge der Zugbahn kann nur auf den Ort begrenzt angegeben werden und beträgt hier ungefähr 150-180 Meter. Es kann vermutet werden, dass der Tornado bereits vor dem Erreichen des Ortes entstand und möglicherweise auch nach Verlassen des Ortes weiterhin Bodenkontakt gehabt haben könnte. Aufgrund mangelnder schadensanfälliger Vegetation im Umkreis von Töppel bzw. im möglichen Verlauf einer Zugbahn nach NW und SO hin, kann eine Gesamtstecke nicht benannt werden.


Radar:

IRAS_Explorer II: Low Level Reflectivity. Skywarn Deutschland e. V.


© Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland e. V.