F2-Tornado in Frankfurt an der Oder (Brandenburg)

am 18. Juli 1918


Ereigniseigenschaften:

 

Datum: 18.07.1918

Zeitpunkt: 13:30 Uhr Ortszeit ± 15 Min.

Ort: DE: Frankfurt an der Oder

               (Nuhnen, Beresinchen, Gubener Vorstadt),

        PL: Świecko [de: Schwetig]

               (Przy Torach [de: Grundheide] )

Landkreis: Frankfurt an der Oder [DE], Powiat Słubicki [PL]

Bundesland: Brandenburg [DE], Lubuskie [PL]

Historisch (1918): Provinz Brandenburg / Königreich Preußen / Deutsches Reich

Staaten: Deutschland, Polen

 

Tornado-Intensität: F2

Tornadoart: mesozyklonal

Zugbahn (Länge): ca. 7.5 km

Zugbahn (Breite): ca. 520 m max. / ca. 250 m im Mittel

Zugbahnverlauf: WNW-OSO

Koordinatenpunkt: 52.338N 14.536E

Gemittelte Geländehöhe: 60 m üNN

Geländehöhenunterschied: 55 m

Betroffene Bereiche: Gebäude, Bäume / Waldareale, Gewässer

Besonderheiten: Grenzüberschreitender Fall von Deutschland nach Polen

 

Übergeordnete Situation: --

Entstehung: In direktem Zusammenhang mit einem Gewitter mit Hagelschlag, welches über nördliche Teile der Stadt Frankfurt an der Oder zog. Der Tornado entstand demnach an der Südflanke des Gewitters.

 

Überlieferung:

Seilkopf (1923; Met.Z.40, 97), Süring (1927; Leitfaden der Meteorologie)


Karte:

Karten: OpenStreetMap / Lizenz: ODbL. Kartierung: Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland.


Überlieferung:

 

Der Tornado von Frankfurt an der Oder vom 18. Juli 1918 ist maßgeblich durch Beschreibungen und Schadensschilderungen von Prof. Dr. K. Wegener (1918) und einer dokumentatisch-wissenschaftlichen Abhandlung von Dr. Heinrich Seilkopf (1918/1923) überliefert, welche in der Meteorologische Zeitschrift im Jahr 1923 veröffentlicht wurde. Aus diesen sehr detaillierten Schilderungen kann man nicht nur Rückschlüsse auf den Zugbahnverlauf, sondern auch auf die Intensität des Tornados ziehen.

 

Chonologie:

 

1. Rosengarten / Nuhnen (Entstehungsort):

 

Als Entstehungsort des Tornados wird das Feld- und Wiesengebiet zwischen den Dörfern Rosengarten und Nuhnen [Anm.: aufgegangen in Frankfurter Ortsteil West; Straßennamen weisen noch auf die ungefähre Lage des Dorfes hin] genannt. Von hier aus zog der Tornado in ost-südöstlicher Richtung mit Kurs auf die südlichen Ortsteile von Frankfurt an der Oder. Der Tornado selbst wird in der historischen Abhandlung beschrieben als säulenförmige Wolkenmasse [...], die rasch in zyklonalem Sinne rotierte (Seilkopf, 1923).

 

2. Beresinchen

 

Die ersten Schäden werden aus dem Frankfurter Ortsteil Beresinchen berichtet. Aufgrund der Schadensschilderungen kann das getroffene Gebiet mit den Bereichen der Beeskower Straße, Leipziger Straße, Leipziger Platz, Peitzer Straße, Dresdener Straße (Dresdener Platz?), Fürstenberger Straße, Görlitzer Straße, Tunnelstraße, Mixdorfer Straße und Spremberger Straße angegeben werden. In diesen Bereichen wurden Dächer abgedeckt [F1], Seitenwände von kleineren Wirtschaftsgebäuden eingerissen [F2], Fabrikschornsteine zum Einsturz gebracht [F2] und eine große Anzahl an Bäumen entwurzelt. Die Zugbahbreite wird für Beresinchen mit 250 Metern angegeben.

 

3. Bahnhof Frankfurt an der Oder

 

Im Bereich des Bahnhofsgeländes von Frankfurt an der Oder wurde das Dach des Lokomotivschuppens abgehoben bzw. heruntergerissen [F1-F2]. Des Weiteren wird berichtet, dass schwere Bahnwaggons beim Durchzug des Tornados stark zur Seite schwankten und zu kippen drohten [möglw. F1]. Die genaue Lage des Lokomotivschuppens war zwischen dem südlichen Ende der Bahnhofsbahnsteige und der Lübbener Straße, bzw. nördlich der Mixdorfer Straße.

 

4. Gubener Vorstadt

 

In der Gubener Vorstadt (südlicher bis südöstlicher Innenstadtbereich von Frankfurt an der Oder) wurden Dächer teils abgedeckt [F1] und viele Bäuem entwurzelt. In diesem Bereich verbreiterte sich die Zugbahn auf eine Breite von knapp über 500 Metern (500-520 m max.) bei gleichzeitiger leichter Abschwächung der Intensität. Das betroffene Areal ist eingrenzbar auf die heutigen Bereiche der südlichen Gubener Straße, der südlichen Lindenstraße, Walter-Korsing-Straße, Steingasse, Fischerstraße, Carthausplatz, östlichste Große Müllroser Straße, nördliche Güldendorfer Straße, Buschmühlenweg und umliegende Gärten bzw. Parkareale. Von hier aus zog der Tornado weiter in Richtung Ost-Südosten und überquerte die Oder.

 

5. Świecko / Schwetig

 

Jenseits der Oder zog der Tornado den überlieferten Berichten zufolge über ein Wiesen- und Waldgebiet namens Grundheide [pl: Przy Torach] im nördlichen Gemeindebereich des damaligen Ortes Schwetig [pl: Świecko]. Hier wurden viele Bäume gebrochen [ca. F1]. Die Spur des Tornados verliert sich ungefähr auf Höhe der heutigen Straße Transportowa, welche der Droga krajowa 29 [de: Landesstraße 29], knapp wesstlich des heutigen Wirtschaftsbereichs Osiedle Przemysłowe, entspricht.

 

 


Weiterführende Informationen:


 

© Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland e. V.